Das Interesse an kleinen Heimtieren in den Familien wurde in den letzten Jahren immer größer. Als beliebtes Ersttier für Kinder wird gerne auf Heimtierspezies wie Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und Rennmäuse zurückgegriffen. Aber auch Ratten, Mäuse, Chinchillas oder Lemminge machen einen erheblichen Anteil der im Haushalt lebenden Tiere aus. Die Ansprüche der einzelnen Tierarten in Haltung und Fütterung sind dabei allerdings recht unterschiedlich. Eines ist jedoch, bis auf den meisten Hamsterarten, allen gemeinsam: sie leben gerne in Gesellschaft mit ihren Artgenossen.
Dabei ist die Eingliederung der einzelnen Tiere jedoch oftmals problematisch. Innerartliche Aggression gegenüber dem Neuling ist keine Seltenheit und bedarf einiger Kenntnisse, wie man die Tiere vergesellschaftet. Eine behutsame Gewöhnung der Tiere unter Aufsicht und auf neutralem Terrain ist in jedem Fall besser, als ein neues Tier in einen bereits bewohnten Käfig zu sperren.
Eine Vergesellschaftung von ungleichen Arten (z. B. Kaninchen und Meerschweinchen) ist aufgrund des unterschiedlichen Verhaltens nicht anzuraten. Die Eingewöhnung neuer Tiere kann viel Zeit in Anspruch nehmen und die Geduld des Besitzers auf die Probe stellen. Ist sie jedoch geglückt, wird der Besitzer sehr bald feststellen, wie wichtig die Gesellschaft eines Sozialpartners für seine Schützlinge ist.
Auch wenn manche Tiere das Alleinleben bevorzugen, brauchen sie ein hohes Maß an Beschäftigung. Kratzen, Graben, Scharren, Nest bauen, Knabbern, Laufen oder Wühlen sind nur einige Bedürfnisse der kleinen Heimtiere, welchen der Besitzer gerecht werden muss, um Verhaltensstörungen zu vermeiden. Ein möglichst großer Käfig oder ein großes Terrarium ist für jede dieser Arten wichtig.
Mehrere Unterschlupfmöglichkeiten, Röhren, Wurzeln und Spielmaterialien wie Hängematten, Klettermöglichkeiten, Papier oder Karton beschäftigen die Nager/Hasenartige und bieten eine gern genutzte Abwechslung. Das Kotfressen (Koprophagie) gehört beim Meerschweinchen und Kaninchen nicht zu den Verhaltensstörungen, sondern dienen der Aufnahme von B-Vitaminen.
Die meisten Spezies der kleinen Heimtiere haben Fressfeinde und gehören damit zu den Fluchttieren. Sie sind häufig ängstlich, schreckhaft und stressanfällig. Hektische oder unkoordinierte Bewegungen des Besitzers sowie ein hoher Lärmpegel der Umgebung können zu ausgeprägtem Angst- oder Stressverhalten führen. Des Weiteren sind viele dieser Spezies dämmerungsaktiv. Ein häufiges ´Rauspflücken´ aus dem Tiefschlaf und dem eigentlich schützendem Bau der Tiere kann ebenfalls zur erhöhten Stressanfälligkeit bis hin zu Aggressionsverhalten führen. Kinder sollten daher bei der Tierhaltung von Erwachsenen angeleitet und kontrolliert werden, damit sie mit den ihnen anvertrauten Tieren rücksichtsvoll umgehen und deren Bedürfnisse zu respektieren lernen.
Dies ist eine Liste der häufigsten Verhaltensprobleme oder Verhaltensstörungen, die bei kleinen Heimtieren auftreten können:
- Haltungsbedingte Verhaltenstörungen (z. B. Depression)
- Angst (vor Menschen, anderen Tieren, unbekannten Dingen, Geräuschen)
- Aggressionsverhalten (gegen Menschen, gegenüber Artgenossen, beim Streicheln)
- Abnormal-repetitive Verhaltensweisen : Stereotypien/Zwangsverhalten (z. B. Gitternagen, Ecken Scharren)
- Geriatrische Verhaltensauffälligkeiten (Orientierungslosigkeit, Demenz)
- Problemverhalten (z. B. Unsauberkeit/Markierverhalten, Beknabbern/Zerkratzen von Gegenständen)