Die Schönheit und der Gesang von vielen Vogelarten faszinieren die Menschen bereits seit Jahrhunderten. Heute werden z. B. Amazonen, Aras, Beos, Kakadus, Graupapageien, Nymphensittiche, Wellensittiche, Kanarienvögel und zahlreiche Exoten in vielen Haushalten als Familienmitglieder gehalten. Allerdings werden die wenigsten Haltungssysteme den Ansprüchen von Bewegung, Beschäftigung und Sozialverhalten der einzelnen Arten gerecht und können somit zu Verhaltensstörungen führen. Auch normale Verhaltensweisen wie z. B. Vokalisation, Beknabbern oder (unerwünschter) Kotabsatz kann das Verhältnis von Tier und Besitzer stören.

Die meisten Ziervögel leben unter natürlichen Umständen oftmals monogam in großen Schwärmen. Daher sollten sie in keinem Falle einzeln, sondern mindestens paarweise mit ausgeglichenem Geschlechterverhältnis gehalten werden. Ein Mensch bietet keinen adäquaten Ersatz für den Vogelpartner. Entgegen der weit verbreiteten Meinung werden viele Vögel auch als Pärchen zahm, wenn man sich ausreichend mit ihnen beschäftigt. Eine Spielzeugattrappe eines zweiten Vogels (Plastikvogel oder Spiegel) ist ebenfalls als Partnerersatz ungeeignet und führt oft zu Verhaltensstörungen wie zum Beispiel Federrupfen, Aggressivität oder Automutilation.

Die Größe des Vogelkäfigs sollte es den Tieren ermöglichen zu fliegen, ohne dass sie mit den Flügeln an die Käfigwände stoßen. Optimal wäre eine als Außenvoliere gestaltete Unterbringung mit unterschiedlichen Umweltreizen. Auch bei einer ausreichenden Käfiggröße ist es unumgänglich, den Tieren unter Aufsicht die Möglichkeit des Freiflugs zu gewähren. Um Stress oder Angstverhalten zu vermeiden, sollte sich der Käfig in einer ruhigen Ecke des Raumes befinden und am besten in Fensternähe mit Tageslicht positioniert werden. Zusätzlich sollten die Vögel nachts abgedunkelt zu einer etwa zehnstündigen Nachtruhe kommen. Um den Spieltrieb zu befriedigen sollte der Käfig mit Einstreu (z. B. Rindenmulch), Zweigen und Spielzeug aus Hartholz oder Acryl ausgestattet werden. Es darf dabei allerdings nicht so üppig ausfallen, dass das Fliegen im Käfig nicht mehr möglich ist oder die vorhandenen Gegenstände Ängste verursachen. Das Vorhandensein von mehreren Futter- bzw. Wassernäpfen sowie einer Badegelegenheit (Badehäuschen, -schale oder nasses Grünzeug) ist selbstverständlich. Besser als einfache Futternäpfe wären mehrere vielseitige und wechselnde Futterplätze, die auch ausschließlich fliegend zu erreichen sind. Das Futter sollte nicht nur in der Zusammensetzung reichhaltig sein, sondern auch mit neuen Futterkomponenten für Abwechslung sorgen. Eine rationierte Fütterung (z. B. mit Pellets) ist aus verhaltenstherapeutischer Sicht abzulehnen, da sie Langeweile und damit nachfolgende Verhaltensprobleme schaffen kann.

Dies ist eine Liste der häufigsten Verhaltensprobleme oder Verhaltensstörungen, die bei den kleinen Heimtieren auftreten können:

  • Haltungsbedingte Verhaltenstörungen (z. B. Apathie, Automutilation)
  • Angst (vor Menschen, anderen Tieren, unbekannten Dingen, Geräuschen und nach Umgebungswechsel)
  • Aggressionsverhalten (gegenüber Artgenossen und Menschen)
  • Abnormal-repetitive Verhaltensweisen : Stereotypien/Zwangsverhalten (z. B. Federrupfen, Schaukelbewegungen, Kreiseln)
  • Übermäßiges Sexualverhalten und Fehlprägung (Kopulations- und Nestbauverhalten)
  • Problemverhalten (z. B. Vokalisation, Beknabbern von Gegenständen)